Was andere über mich denken: Sollte ich mich davon (nicht) befreien?

Von Nemanja Vasiljevic
Was andere über mich denken: Sollte ich mich davon (nicht) befreien?

Inhaltsverzeichnis

Die Macht der Wahrnehmung

Die Wahrnehmung anderer Menschen beeinflusst unser ganzes Leben: Ob im Dating, beim Bewerben für einen neuen Job, Konfliktgesprächen oder beim Verhandeln.

Sprüche wie "was andere über mich denken geht mich nichts an", hören sich zwar mutig und unabhängig an, doch sie sind großteils asozial. Weil wir soziale Wesen sind, achten wir aufeinander. Dabei spielt es eine Rolle, welche Gedanken wir voneinander haben.

Die Psychologie hinter dem Spruch "Was andere über mich denken" verstehen

Bereits Aristoteles hat den Menschen als ein soziales Wesen definiert. Der Mensch als Individuum und für sich betrachtet - ist nicht überlebensfähig. Der Mensch kann nur in einer sozialen Gruppe überleben. Genau deswegen hat der Mensch auch so gute Empathie Fähigkeiten und kann verschiedene Perspektiven, Werte und Meinungen von seinen Mitmenschen nachvollziehen. Die fremden Gedanken zu verstehen, ist daher auch eine moralische Frage, um nachzuvollziehen, ob mich andere Menschen leiden können oder nicht. Vor tausenden Jahren, als Gruppen noch klein waren und der Mensch stärker um das Überleben kämpfen musste, war dies sicherlich von großer Wichtigkeit, um nicht von der Gruppe ausgeschlossen zu werden. Insbesondere im Westen genießen wir heute aber eine größere Unabhängigkeit und empfinden die Gewichtung von Fremdmeinungen als belastend.

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Neanderthalern war ihre Gruppe am wichtigsten. Ihnen war es egal, was andere über sie dachten.

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Zu sich selbst finden: "Egal was andere denken"

Wie bei allem im Leben, gibt es Extreme, die schädlich sein können. Wenn ich ausschließlich Wert auf fremde Gedanken lege, dann habe ich keinen wirklichen Zugang zu mir selbst. Ich lebe dann komplett fremdgesteuert und bin für Manipulationen äußerst empfänglich. Wenn es mir hingegen komplett egal ist, dann wird es sehr schwierig für mich sein, tiefe soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten. Mir persönlich ist es wichtig, was meine Partnerin oder meine Familie von mir denken. Ich möchte, dass sie meine Absichten ehrlich verstehen. Ihre Meinung ist mir wichtig, weil ich mit ihnen harmonisch kooperieren will. Auch im Beruf ist es mir wichtig zu wissen, was andere über mich denken, um sicherzustellen, dass sie von mir einen vertrauensvollen und kompetenten Eindruck haben. Wenn es mir egal wäre, dann wäre ich ein sehr unempathischer Mensch und zudem ein schlechter Unternehmer.

Grenzen setzen und gesund bleiben

Mir persönlich ist es wichtig, dass mein privates Umfeld gut über mich denkt. Aus Gründen meiner psychischen Gesundheit lege ich aber auch Wert darauf, Grenzen zu setzen. Da wir Menschen alle auch eine individuell-subjektive Wahrnehmung haben, kann ich so oder so nicht allen gerecht werden. Manche denken mein Outfit sieht schön aus, manche eben nicht. Bei Fragen des Geschmacks mache ich mich daher nicht verrückt und lege nicht viel Wert auf die Meinung anderer. Auf die Meinung anderer Menschen Wert zu legen, macht vorallem Sinn, umso objektiver und kultureller das Ganze wird. Ein Beispiel: In einem Restaurant möchte ich starke Vulgärausdrücke sowie dreistes Benehmen vermeiden. Mir ist es wichtig, dass die Leute im Restaurant keinen negativen Eindruck von mir bekommen.

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Gegenseitiges Mitgefühl ist der primäre Grund, warum es uns wichtig ist, was andere über uns und wir über andere denken.

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Wenn "Was andere über mich denken" zu weit geht

Es kann zu einem großen Problem werden, wenn nahestehende Personen wie z.B. unsere Eltern oder unser Partner schlecht über uns denken. Nun ist es aber hier so, dass wertschätzende Menschen ihre Gedanken sorgfältig, diplomatisch und konstruktiv formulieren, um uns damit zu helfen und eben nicht zu verletzen. Wer emotional abhängig ist, ist daher vor allem für Manipulationen offen. Hier ist es wichtig, die individuelle Beziehung zu seinen nahestehenden zu analysieren. Da man allerdings in dieser Situation oft emotional stark involviert ist, fällt die Analyse dürftig aus. Ein professioneller (Life-) Coach kann hier wichtige Einsichten liefern und dir helfen, zu mehr Klarheit zu kommen und dich von schlechten Einflüssen zu befreien. Was andere dann denken, rückt in den Hintergrund, während deine Perspektive an Bedeutung gewinnt. Alleine kann es sehr schwierig sein, sich von komplexen emotionalen Beziehungen zu befreien und Gedankenklarheit zu bekommen.

Zusammenfassung: Sollte es mir egal sein, was andere denken?

Aus Gründen der Evolution wird die Psychologie des Menschen immer Wert auf die Gedanken anderer Menschen legen. Wie auch hier - macht die Dosis das Gift. Genauso wie uns fremde Gedanke schaden können, können sie uns auch Freude bereiten. Es kann uns sehr freuen, zu wissen, dass unsere Mitmenschen gut über uns denken. Auch in moralischer Hinsicht, macht es Sinn, dass es uns nicht egal ist, was andere Menschen über uns denken. Als Gesellschaft sollten wir nämlich bestrebt sein, eine Vielfalt an moralischer Diversität tolerieren zu können. Beliebte Sprüche wie: "Es ist mir egal, was andere denken" sind in Maßen wichtig, um die eigene Individualität entwickeln zu können. Wir können uns nie ganz davon lösen zu fragen, was andere über uns meinen. Und das ist vielleicht auch nicht so schlecht.

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